Auf Bochratz’ns Spuren

Spaziergang durch das Bochviertel
Auf den Spuren von Bier, Quellen und Geschichte
Länge: ca. 1,6 km
Dauer: ca. 1-1,5 Stunden
Dauer: ca. 1-1,5 Stunden
Startpunkt: Luitpoldplatz
Wer glaubt, Sulzbach kenne er wie seine Westentasche, sollte diese lieber noch mal wenden – es gibt einiges zu entdecken! Zwischen sprudelnden Quellen, alten Gemäuern und urigen G’schichtrn führt uns dieser Rundgang durch ein Viertel, das mehr zu erzählen hat als manch dicker Heimatband. Also, bequeme Schuhe anziehen – und los geht’s!

Unser Rundgang beginnt am Luitpoldplatz. Von hier aus marschieren wir die Bergstraße hinunter, um den ersten Abschnitt unseres Spaziergangs zu starten. Keine Sorge, der Weg ist sanft genug, dass wir uns nicht wie Alpinisten fühlen müssen. Am Ende der Bergstraße erreichen wir eine Treppe, die uns hinunter in die Straße „Auf der Rahm“ führt. Diese Treppe ist der erste Schritt in eine kleine Zeitreise – denn hier begegnen wir der Geschichte Sulzbachs mit jedem Schritt.
Kurz auf der Fahrstraße, dann geht es gleich rechts und über eine weitere Treppe auf einen Fußweg, der uns unterhalb der Klosterkirche, der ehemaligen Kaserne (jetzt Polizei) und der Schlossanlage entlangführt.
Achtung: Ab hier könnten euch die Bochratz’n über den Weg laufen. Keine Panik, sie sind harmlos! Es handelt sich dabei um die Tischgesellschaft Bochratz’n, die beim Wandern nicht nur ihre Geschichte, sondern auch ein paar humorvolle Anekdoten zum Besten geben.

Von hier oben haben wir einen tollen Ausblick auf das „Erste Biergartenmuseum“ von Erwin Kraus – ein Geheimtipp für alle, die die Geschichte des Sulzbacher Bieres wirklich hautnah erleben wollen. Und die Fahne des Museums dreht sich im Wind, als würde sie uns einladen, mehr über diese Geschichte zu erfahren.

Fürstenquelle & Legende Unser nächster Halt ist die „Fürstenquelle“, die nicht nur ein schöner Ort zum Verweilen ist, sondern auch eine Legende mit sich bringt. Laut Erzählung traf Graf Gebhard II. hier bei einem Jagdausflug auf sechs Wäscherinnen. Sie gaben ihm zu trinken, und als Dank gründete er in Sulzbach eine Burg und nahm die sechs Wäscherinnen in Form der sechs Lilien in sein Wappen auf. Wie nett! Diese Legende hat auch heute noch ihren Platz in der Stadtgeschichte, und 1952 wurde das Heimatspiel „Graf Gebhard gründet Sulzbach“ hier erstmals aufgeführt.
Der Sulzbach, der später in Rosenbach umbenannt wurde, hat hier seinen Ursprung. Das Quellwasser wurde früher sogar für das alte Stadtbad genutzt. Wer also gerne in die Geschichte der Stadt eintaucht, wird hier definitiv fündig.

Über die „Obere Bachgasse“ zum Brauhausplatz Nach der Fürstenquelle machen wir uns auf den Weg und folgen der „Oberen Bachgasse“. Diese führt uns zum ehemaligen „Brauhausplatz“, dem Zentrum des Sulzbacher Brauwesens. Über 300 Jahre lang wurde hier Bier gebraut – und wer es schafft, sich von der Geschichte nicht ablenken zu lassen, kann die Atmosphäre dieses historischen Ortes spüren. Wer weiß, vielleicht trifft man auf den einen oder anderen „Bierkenner“, der einem noch ein paar Insidergeschichten verrät.
An der „Bochbeckquelle“, einer Karstquelle mit stolzen 30 Litern pro Sekunde, legen wir einen kurzen Stopp ein. Direkt dahinter befinden sich zwei traditionelle Gastwirtschaften – „Zum Bochbeck“ und das ehemalige Gasthaus „Zur Sonne“. Das Gasthaus „Zur Sonne“ hat in den letzten Jahren eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Nachdem die Familie Heldrich 1992 das Lokal verließ, gab es mehrere vergebliche Versuche, an den Glanz vergangener Zeiten anzuknüpfen. Ob es irgendwann wieder so wird? Die Hoffnung scheint mittlerweile fast verflogen zu sein. Aber vielleicht ist es auch einfach ein Symbol für die ständigen Veränderungen im Bochviertel.

Auf dem Weg zum Stadtpark Um in den Stadtpark zu gelangen, gehen wir aber nicht geradeaus weiter (da ist noch die „Hausmannfleie“), sondern biegen in die Neumarkter Straße ein und gehen stadtauswärts. Auf der rechten Seite sehen wir die letzte Schmiede von Sulzbach, den „Mayer-Schmied vom Boch“. Manfred Mayer, der hier als Schmied arbeitete, war übrigens auch als „Graf Gebhard“ im Heimatspiel von Sulzbach aktiv – eine kleine Anekdote, die zeigt, wie Geschichte und Gegenwart in dieser Stadt miteinander verwoben sind.
Kurz darauf erreichen wir die „Villa Romie“, ein prachtvolles Fachwerkhaus, das 1930 erbaut wurde. Jetzt sind wir fast im Stadtpark angekommen, einem wahren Paradies mitten in der Stadt. Der Park wurde 1934 angelegt und bietet mit seinen weitläufigen Wasserflächen, Wiesen und dem Spielplatz eine perfekte Erholungsoase. Wer will, kann sich hier in der Kneipp-Anlage erfrischen oder auf dem Fußparcours eine Runde drehen. Besonders spannend ist der Bienenlehrpfad am südlichen Eingang, gegenüber dem Bahnhof, wo der Bienenzuchtverein Sulzbach-Rosenberg die Bienen pflegt. Ein Paradies für Naturfreunde!

Vom Stadtweiher zum Schloss Wir durchqueren den Stadtpark in südöstlicher Richtung und erreichen den Stadtweiher. Der Weiher wurde bereits 1388 angelegt und hat eine beeindruckende Quelle mit 36 Litern pro Sekunde – das ist nicht nur für die Natur, sondern auch für den Stadtteil eine wahre Lebensquelle. Über die Rosenbachbrücke erreichen wir die Weiherstraße. Rechts sehen wir das ehemalige städtische Wasserwerk (erbaut 1878) und das ehemalige städtische Elektrizitätswerk. Gegenüber, zwischen den beiden Grundstücken (früher Weber-Villa, jetzt die Terrassenhäuser) befand sich die sogenannte steile „Himmelsleiter“ mit 116 Stufen, die zur Bastei führten. Der anschließenden Brauhausgasse folgen wir nach links. Hier war die eigentliche „Braustätte“. Angefangen von der „Stadtmühle“ (jetzt Lagerhaus Kopp), das „fürstliche und hintere Brauhaus“, die „Mälzerei“ bis zur „Brauerei Fentsch“ mit dem Gasthaus „Zur Sonne“.

In Höhe des Lagerhauses Kopp gibt es einen Treppenaufgang, der direkt in die Stadt auf den Bühlberg führt. Wir gehen jetzt links in die Untere Bachgasse. Vor uns die ehemalige „Stadtmühle“, wir gehen weiter bis zur „Hausmannsflei“, der vierten Quelle im Boch, und dann rechts den Kugelplatz hinauf.

Die Synagoge und der Weg zum Schloss Als nächstes erreichen wir die ehemalige Synagoge. Seit 1666 konnte sich in Sulzbach im religiösen Umfeld des Simultaneums eine jüdische Gemeinde entwickeln, gefördert von den Sulzbacher Pfalzgrafen. Um 1800 hatte sie mit gut 300 Personen ihren größten Umfang erreicht. Eine Besonderheit in Sulzbach war die hebräische Druckerei von 1669–1851. Besonders im 18. und frühen 19. Jahrhundert war sie in der gesamten jüdischen Welt ein Begriff. Die bestehende Synagoge wurde nach dem Stadtbrand 1822 neu errichtet. Die NS-Zeit überdauerte das Gebäude als Heimatmuseum, nach 1945 wurde es nach Umbauten im Inneren für private Zwecke verwendet. Nach der Sanierung wird die ehemalige Synagoge seit 2013 als städtische Erinnerungs- und Begegnungsstätte genutzt.
Jetzt biegen wir links in die Bindergasse ein (Namensgebung: Buchdruckerei, Buchbinderei Herbst). Das Eckhaus war früher das „Cafe Heldrich“ und zuletzt das beliebte „Bräustüberl“. Auf der rechten Seite sehen wir Haus Nr. 5 – das Rückgebäude der ehemaligen Druckerei und Buchhandlung J. E. v. Seidel, am Ende der Straße links die ehemalige jüdische Druckerei, dann das Rentamt, von 1939–70 Landratsamt.

Abschluss: Das Sulzbacher Schloss Jetzt biegen wir nochmals links ab und danach gleich wieder rechts in die Klostergasse. Hier sehen wir auf der rechten Seite das ehemalige Salesianerinnenkloster, jetzt katholische Pfarrkirche St. Hedwig. Am 25. Juni 1753 legte Eleonore Philippine, die Witwe des Pfalzgrafen Johann Christian, den Grundstein zum Salesianerinnenkloster. Unter der Leitung des Amberger Stadtbaumeisters Wolf Dirmann wurde der Klosterbau im Bereich des ehemaligen fürstlichen Ballhauses ausgeführt und 1755 vollendet. Das Kirchengebäude folgte 1762 bis 1765, ein einschiffiger Bau mit eingezogenem, halbrund geschlossenem Chor. Im gebrochenen Giebelfeld des Portals mit zwei Säulen ist das Doppelwappen Pfalz-Sulzbach und Hessen-Rheinfels-Rothenburg dargestellt. Das Hochaltarbild der hl. Hedwig schuf 1765/66 der berühmte Maler Otto Gebhard von Prüfening.

Jetzt gehen wir noch zum Schloss hoch. Der Zugang erfolgt gleich neben dem Gasthaus "Bayerischer Hof". Das Sulzbacher Schloss war vom 8. bis 12. Jahrhundert ein bedeutendes Herrschaftszentrum auf dem Nordgau und gehört zu den frühesten mittelalterlichen Anlagen in Bayern. An der Südwestseite fällt zunächst der dreistöckige Hochbau auf. Im Innenhof dieses Baues sind zwei wertvolle Renaissanceportale sowie ein Brunnen mit der Jahreszahl 1701 und den Initialen Herzog Christian August zu sehen.
Von der unteren Schlossterrasse hat man einen herrlichen Rundblick Richtung Nürnberg, südlich den ehemaligen Stadtgraben, südöstlich den Stadtpark und in der Entfernung die frühere Maxhütte, östlich die Bastei und die Annabergkirche. Geht man in östlicher Richtung weiter, so erreicht man das ehemalige Salesianerinnen-Kloster (jetzt ist dort die Polizeiinspektion untergebracht, erbaut 1753). Durch zwei Torbögen hindurch führt der Weg wieder aus der Schlossanlage hinaus in die Klostergasse.
Noch ein paar Schritte und wir kommen wieder zu unserem Ausgangspunkt zurück und stehen jetzt am Löwenbrunnen vor dem Sulzbacher Schloss. Er war einer von drei öffentlichen Brunnen, die 1755/56 unter der Regierungszeit Karl Theodors errichtet wurden. Jetzt haben wir uns eine Erfrischung verdient, sei’s mit einem Kaffee, Eis oder mit einem kleinen Essen und Getränk – oder mit beidem. Gaststätten sind rundum vorhanden.
Walter Heldrich – Juni 2022 Fotos: Walter Heldrich